Die Zieher KG hat im Herbst 2022 die Gewinner des Weinfachandelpreises „WeinVisionen – eine Hommage an die Weinhandelskultur“ mit einer Preisverleihung geehrt. Die neue Auszeichnung in der Weinwelt würdigt das besondere Engagement der Weinhändler für das Kulturgut Wein. Zwei der Preisträger, Jörg Linke und Stephanie Döring, wurden von Silvio Nitzsche über Ihre Ansichten in der Weinhandelswelt befragt, die wir in Auszügen wiedergeben. Die vollständigen Interviews sind auf YouTube abrufbar.
Wofür sind Weinhändler wichtig?
Jörg Linke: Weinhändler sind Mittler zwischen dem Weinbauern, der Weinbäuerin und dem Kunden, dem Genießer, dem (werdenden) Weinfreund für Informationsübermittlung und Wissenstransfer, um die Weine auch wirklich genießen zu können. Denn man muss etwas wissen über Wein, um ihn wirklich wertschätzen zu können.
Was muss ein Weinhändler können?
Stephanie Döring: Er muss sich natürlich mit den Weinen auskennen und im besten Fall vielleicht auch persönlich die Winzer Kennung und ihre Geschichte weitertragen.
Mögt ihr Online-Business?
Stephanie Döring: Online-Business – ja, ich mag es, aber es ist manchmal verrückt, weil man den Kunden oder den Gast nicht fragen kann, warum genau er diese Flasche gewählt habe. Und mir geht es manchmal so, dass wenn ich die Online-Bestellungen sehe, ich am liebsten gleich anrufen und fragen würde: „Hey, was hat dich dazu bewegt, diese Flasche zu kaufen?“
Ist ein Weinhändler automatisch auch ein Influencer?
Jörg Linke: Absolut, weil er das verkauft, wofür er brennt.
Wie viele Jahre Erfahrung braucht man, um ein guter Händler zu sein?
Stephanie Döring: Das kann man mit den Jahren gar nicht so sagen – man macht über 30 Fehler und lernt daraus. Wenn man immer wieder aufsteht, das verbessert und optimiert – dann ist das Erfahrung. Learning by doing.
Wie integriert bist Du in kulinarischen Bereichen/ wie wichtig ist Dir Kulinarik als Weinhändler?
Stephanie Döring: Sehr doll – wir beraten viele Gastronomien und verkaufen viel Wein an Restaurants. Da hat man natürlich immer mit den verschiedenen Küchen zu tun. Die Levante Küche zum Beispiel ist gerade ein sehr, sehr wichtiger Punkt hier in Hamburg – da muss man natürlich die Aromen kennen und deshalb muss man auf jeden Fall gut integriert sein und viel essen, probieren, ausprobieren und testen.
Jörg Linke: Das ist für mich sehr entscheidend, aufgrund der Zusammenarbeit mit Restaurants und Sommeliers. Für mich ist immer der allererste Gedanke: Wie kann ich das zu meinen Speisen kombinieren, was passt dazu. Das ist für mich eine sehr zentrale Frage beim Wein. Wein ist für mich selten Meditation, sondern meistens Speisenbegleiter.
Hat der (stationäre) Weinhandel noch Zukunft?
Jörg Linke: Absolut. Wein ist auch Emotion, Wein ist einfach mehr, als ich auf dem Etikett oder in einer schönen Beschreibung lesen kann. Der persönliche Bezug zum Kunden, der persönliche Verkauf ist sehr, sehr wichtig. Deswegen ZUKUNFT JA für den Weinhandel.
Hast Du einen Lieblingswein?
Jörg Linke: Nein. Ich finde, es gibt so viele spannende, aufregende Weine. Die Weinwelt ist so vielfältig. Die Weine wachsen jedes Jahr aufs Neue und haben wieder andere Ausprägungen. Da habe ich keinen Lieblingswein.
Stephanie Döring: Nein, habe ich nicht. Das ist immer Tagesform abhängig und auch mit wem man trinkt, wie man gerade drauf ist und wie der Tag war. Manchmal mache ich mir tatsächlich um 15 Uhr Gedanken, was ich für einen Wein abends aufmache. Aber nein, ich habe keinen Lieblingswein.
Auf unserer Website stellen wir alle Preisträger des Jahres 2022 vor und begründen die Entscheidung der Jury für die Wahl.