Zusammen mit Top Sommelier Silvio Nitzsche haben wir im April 2021 unsere YouTube Reihe “Zieher Wine Lovers Experience” gestartet. In aufs Wesentlich komprimierten Videos erklärt Silvio Nitzsche Grundlagen von Wein, Weingläsern und Weintastings. Die Videos sollen konkreten Mehrwert für unsere Zuschauer haben: Wie läuft eine Weinprobe grundsätzlich ab? Warum sollte man hochwertige Weingläser immer mit zwei Tüchern polieren? Und wie voll macht man eigentlich ein Weinglas? Im Interview wollen wir von Silvio wissen, wie digitale Kommunikationsformen Weinerlebnisse verändern, und was ihn noch bewegt, wenn er über Wein nachdenkt.
Die Reihe „Wine Lovers Experience“ erklärt viele Grundlagen von Tastings und Gläsern. Warum ist es Ihnen wichtig, unseren Zuschauern solche Wein-Basics zu vermitteln?
Wein und Weingläser gehören natürlich zusammen. So wie Body & Fashion, wie der Körper und seine Kleidung. Die allerschönsten Kleider sind in sich selber sicher wunderschön und großartig, aber sie kommen erst richtig zur Geltung, wenn man weiß, wie man sie idealerweise kleidet. So ist es mit Weinen auch. Ich kann Wein einfach trinken und dann schmeckt er. Aber die oft mehrwertige Besonderheit wird mir erst bewusst, wenn ich weiß, wie ich ihn degustiere. Die des Weines, die der Gläser und die des Zusammenspiels beider.
In den letzten Monaten haben Sie etliche Onlinetastings durchgeführt. Was sind Vorteile dieses Formats?
Eine großartige Chance, in dem einen Moment Kunden aus Amerika und eine Stunde später mit einem Winzer aus Südspanien eine Probe abzuhalten, um sich am Nachmittag mit Kollegen aus Neuseeland auszutauschen. Wie in jedem Online-Format ist der wohl allergrößte Vorteil, dass man den oft enormen Reiseaufwand spart. Natürlich beim Wein hat es noch den angenehmen „Beigeschmack“, dass man, in der Regel, nach der Probe nicht mehr in Auto steigen muss. Zudem gibt es durch diese Online Formate die großartige Möglichkeit problemlos mit vielen Kollegen auf der ganzen Welt und mit vielen Winzern gleichzeitig zu interagieren.
Welche Punkte eines echten Tastings in Gesellschaft kann man online nicht ersetzen?
Es ist das größte Problem bei Online Proben und das eigentlich Charmante an einem Weinabend. Denn es ist in der Regel eine reine Informationsvermittlung. Und beim Wein geht es nur zu 20 % um die reine Information, der Rest ist energetisch; Fühlen, Schmecken und vor allem sich austauschen. Viele Kommunikationsformen bleiben auf der Strecke und oft gibt es nur einen Moderator, der einen Monolog hält. Also der eigentlich menschliche Aspekt und die Faszination, gemeinsam Wein zu erleben können diese Online Formate nicht ersetzen.
Wie genau kam es zur einzigartigen Form der Vision Gläser und was waren die Herausforderungen in der Produktion?
Die Form der Gläser entstand während der immensen Suche nach einer völlig neuen Formsprache. Seit vielen Jahrhunderten hatten Weingläser immer diese perfekte Kelchform. Es gab nahezu keine andere Formgebung für Weingläser, die auch von der Weinwelt selber akzeptiert wurde. Eckige Gläser hätten selbst mit größten Bemühungen kaum bis keine Akzeptanz gefunden. Also war es von vornherein ein absoluter „walk on the edge“, welchen Manfred Zieher und ich 2015 beschreiten wollten. Eine Gradwanderung, ein Abenteuer, ein Wagnis und zugleich eine wunderbare Chance Menschen in ihrem Metier mit diesen wunderbaren Produkten zu begeistern. Zudem sollten die Gläser einen Mehrwert haben, den andere Gläser nicht bieten. Und bei „Vision“ ist es hauptaugenmerklich die visuelle Faszination. „Vision“ macht die Weine sichtbar und arbeitet in den Weinen optisch die Informationen heraus, die sonstig im Glassumpf verborgen bleiben.
Das größte Problem war es, jemanden zu finden der handwerklich arbeitet und noch solch außergewöhnliche Gläser in gleichbleibender Qualität blasen kann. Und das war wirklich ein Problem. Weltweit gibt es in diesem Bereich fast keine Handwerker/Glasbläser mehr.
Welche Chancen/Vorteile sehen Sie in neuen Kommunikationskanälen für Vision und Weinliebhaber allgemein?
Es ist eine großartige Chance für Weinliebhaber, Weintrinker und/oder Profis auf oft unterhaltsamem Weg zu einer enormen Vielzahl an Informationen und Meinungen zu kommen. Früher hat man ein Magazin oder ein Buch gelesen um zu erfahren wie groß ein Anbaugebiet ist, was die Vorteile von Weingläsern sind oder wie ein bestimmter Wein produziert wird. Heute erhält man diese Informationen binnen Minuten mit nur einem Fingerwisch. Natürlich müssen wir uns in unserer Neugier auch disziplinieren um in der Fülle der Informationen nicht unterzugehen. Für Vision selber sind diese Möglichkeiten zu informieren und zu faszinieren enorm, um neue Interessenten für diese besonderen und einzigartigen Gläser zu gewinnen. Zudem vermag man es die weltweite Kundschaft kompetent und unterhaltsam mit Informationen zu versorgen. Es ist begeisternd und spannend zu sehen und zu erleben, wie riesig die „Vision-Family“ bereits ist und in welchen Ecken der Welt aus Vision Weingläsern großartige Weine getrunken werden.
Sehen Sie auch Nachteile?
Natürlich ist da wo Licht ist auch Schatten. Die schöne neue und bunte Informationswelt ist nicht selten oberflächlich und subtanzlos. Tiefsinnige Informationen werden nicht mehr transportiert oder nicht mehr aufgenommen, weil diese in der schnellen Darstellungform oft gänzlich untergehen oder unbequem und anstrengend sind. Es ist, als würde man glauben in NYC gewesen zu sein, nur weil man einmal mit Google Earth virtuell durchgefahren ist.
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Im April 2021 haben Sie Ihren Podcast „Wein und Weltfrieden“ gestartet. Um was genau geht es darin und was unterscheidet ihn von den YouTube Videos, die bei Zieher laufen?
Entgegen der YouTube Videos möchten wir mit dem Podcast nicht gezielt, punktiert und konzentriert Wissen vermitteln, sondern mit Gesprächen, Anekdoten und Gedankenspielereien begeistern. Bei „Wein und Weltfrieden“ möchten mein Freund Lars Fischer und ich Weinunterhalten. Kurzweilig und bunt aus unserer Welt und von unseren Erfahrungen und Erlebnissen berichten. Wenn man so tief in den Branchen integriert ist, wie Lars und ich erlebt und erfährt man so unglaublich viel und es ist schade, wenn dieses im Verborgenen schlummert. Nicht zuletzt möchten darin zeigen, dass Wein nicht kompliziert ist und man auch zum tiefsinnigen Genießen kein Expertentum benötigt.