Zum Firmengeburtstag am 1.12.2021 hat unser Brand Manager Jutta Gerlach in den Archiven gestöbert. Im Interview mit Social Media Manager Matthias Luft erzählt sie von faszinierenden Einblicken in 35 Jahre Firmengeschichte, der Entdeckung kostbarer Einzelstücke und den Umgang mit skurrilen Details.
Was war der Auslöser für Deine Recherche?
Unsere Kunden bestätigen uns immer wieder, dass sie Zieher für die Extravaganz seiner Produkte schätzen, die es so nirgends sonst gibt. Ob aufwändige Veredelung, kleine Stückzahlen oder spezialisierte Kreationen am Rande der Funktionalität und Machbarkeit, für Zieher scheint es keine Grenzen zu geben. Ergänzt durch den unternehmerischen Mut, Neues zu wagen, hat Zieher immer wieder Zeichen gesetzt, wie mit der Entwicklung der ersten Buffetsysteme 2009. Diesen Pionierleistungen, die auch Bestandteil unserer Markenkernwerte sind, wollte ich zum Jubiläum eine Bühne geben.
Außerdem haben wir im Juli 2021 unsere Seniorchefs Christa und Manfred Zieher offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Da haben wir überlegt, wie wir das Lebenswerk entsprechend würdigen und darstellen können. Als Erinnerung haben wir den beiden ein Bild geschenkt, das aus über 2.000 Zieher Einzelprodukten zusammengesetzt war.
Womit hast Du nicht gerechnet?
Überrascht war ich von dem breitgefächerten Produktangebot aus den Anfangsjahren. Von Lacktischdecken über individuell gedruckte Speisekarten und Servierwagen (legendär der Speisewagen SWEETCAR) bis hin zu Tischporzellan und Besteck war nun wirklich alles im Angebot, was die Gastronomie damals benötigte. Die Produktaufnahmen waren von Anfang an sehr hochwertig und durchaus provokant, wie z.B. der Katalogtitel 2005.
Mein heimliches Lieblings-Exponat in unserem Showroom ist übrigens ein teilvergoldetes Schachspiel aus Porzellan mit den Figuren aus dem Kamasutra; das Geschenk eines Lieferanten, um mögliche Veredelungen zu demonstrieren.
Was war die größte Herausforderung?
Ich fand es toll, dass Oliver Zieher bereitwillig sein privates Archiv geöffnet hat, und war geradezu überwältigt von der Vielzahl der Materialien. Die Auswahl ist mir echt schwergefallen, denn wir wollten einen Querschnitt durch die Geschichte auf kleinstem Raum zeigen, mit der Entwicklung von der reinen Handelsgesellschaft mit klassischen Gastronomieartikeln zum Anbieter von hochwertigen Luxusartikeln für Spitzenrestaurants und 5-Sterne Hotels. Aus einer Vitrine in unserem Showroom in Himmelkron wurden letztendlich zwei.
Nicht in die Vitrine passen die wunderbaren Geschichten, die insbesondere Manfred Zieher, aber auch andere Wegbegleiter wie Thomas Dötzer von der Dötzer Restauration in Bayreuth erzählen können. Einen kleinen Einblick gibt das Interview mit Manfred Zieher.
Viele Kreationen sind ja im engen Austausch mit renommierten Küchenchefs und inspiriert durch deren Kunst entstanden. Dieser ko-kreative Prozess mit seinen Kunden zeichnet Zieher von Anfang an aus, und treibt auch heute die Weiterentwicklung der Marke voran.
Was hat Dich besonders beeindruckt?
Hinter jedem einzelnen Produkt steht eine Geschichte, bis aus einer Fülle von Ideen, Zeichnungen und ersten Mustern ein Produkt wird, das mit seiner Extravaganz anspruchsvollste Kunden auf der ganzen Welt begeistert. Einen besonderen Platz verdient für mich der Garderobenständer Kibu aus Massivholz und gebürstetem Edelstahl, der 2006 den Auftakt zu einer ganzen Serie erster selbst designter Produkte bildete. Die wichtigsten Meilensteine zeigt übrigens ein Zeitstrahl der Produkthistorie, auf dem sich auch namhafte Designer wie z.B. Itamar Harari (u.a. Buffetsytem Curve, Dekanter Pebble und Doppio) finden.
Viele Produkte tragen die Handschrift von Oliver Zieher, der als ausgebildeter Schreinermeister nicht nur ein unendliches Gespür für Design mitbringt, sondern auch die handwerkliche Kunst bis an ihre Grenzen – und die der Hersteller – treibt. Richtig ehrfürchtig wurde ich, als ich in einer Skizzenmappe auch ein handkoloriertes Zieher-Logo gefunden habe. Hier wird nichts dem Zufall oder externen Marketing-Agenturen überlassen! Das markante Logo mit dem schwungvollen Bogen in Magenta wurde übrigens 2004 als Wort-Bild-Marke eingetragen; den Namen Zieher trägt das Unternehmen bereits seit 1996.
Die hohe Designqualität wird durch zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen belegt, wie dem reddot award 2020 für den Dekanter „Star“ oder dem Grand Prix Table et Cadeau 2016 für die Weinglas Serie „Vision“.
Gibt es ein eigenes Kapitel in der Unternehmensgeschichte zur Corona-Pandemie?
Mit unseren beiden Standbeinen in der gehobenen Gastronomie und im Endverbrauchergeschäft sind wir bislang gut durch die Corona-Krise gekommen und auch für die Zukunft bestens aufgestellt. Während der Umsatz pandemiebedingt im Hotelbereich vorübergehend um 60 % einbrach, hat der Geschäftsanteil der exklusiven Glaskollektion FOR WINE LOVERS, die seit 2015 am Markt ist und auch direkt an Endverbraucher verkauft wird, deutlich zugelegt.
Damit interessierte Weinliebhaber auch während des Lockdowns die wunderbare „Vision der Einfachheit“ unserer Weinglas Serie VISION erleben konnten, haben wir neue Formate zur Kommunikation mit unseren Fans entwickelt und unser eigenes E-Shop-Angebot weiter ausgebaut. So gab es im Frühjahr 2020 ein exklusives Probierpaket mit Weinen und Gläsern, und die erste völlig virtuelle Weinprobe moderiert von Top-Sommelier Silvio Nitzsche fand am 22. Mai 2020 statt.
Ab April 2021 startete dann die YouTube Serie Zieher WINE LOVERS Experience, die in dreizehn Folgen wichtige Themen rund um den Weingenuss beleuchtet. Fortsetzung folgt!
Ergänzt wird das Online-Angebot um Quizaufgaben rund ums Weinglas für schlaue Köpfe, und einem interaktiven Spiel können Weinliebhaber mehr über ihren Glas-Typ herausfinden.